Interview mit Special Olympics Sieger Julian Straubinger

Das Interview wurde mit Julian Straubinger am 26.03.2022 geführt.

Lieber Julian, wir kennen uns von den Special Olympics in Berchtesgaden. Hier bist du mir schon als herausragender Sportler und toller Mensch aufgefallen.

Was möchtest du unseren Lesern über dich erzählen?

Hallo, mein Name ist Julian Straubinger. Ich bin 27 Jahre alt. Ich bin Fußballer und Langläufer bei Special Olympics. Im Langlauf starte ich für den Verein Neckarsulm und spiele Fußball für die Landesauswahl Baden-Württemberg seit 2014. Auch spiele ich Fußball im Verein Sonnenbühl.

Es ist sehr herausragend was du alles machst und erreichst hast. Wenn du dich in drei Worten beschreiben müsstest, welche würdest du wählen?

Ehrlich, loyal und ich bin sehr fleißig.

Was tust Du als Erstes, wenn morgens der Wecker klingelt?

Ich lege mich 5 Minuten nochmal rein und stehe dann auf. Mach mich fertig für den Tag, frühstücke und dann geht es gleich zur Arbeit.

Möchtest du unseren Lesern erzählen, welchen Beruf du hast?

Ich arbeite als Landschaftsgärtner für eine Firma, wo Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten. Die Arbeit macht mich glücklich und stolz.

„Die Arbeit macht mich glücklich und stolz.“

Dein Job ist ganz vielseitig und verlangt dir einiges ab. Du trägst große Verantwortung, arbeitest mit schweren bzw. gefährlichen Geräten wie beispielsweise der Motorsäge, musst dich mit Pflanzen auskennen, Gefahren abschätzen und dein Beruf ist ganz schön körperlich fordernd. Ich konnte auch schon vieles von deiner Arbeit sehen und es freut mich, dass du deinen Beruf gut und mit Stolz machst.

Was machst du, wenn du nicht gerade Sport treibst oder arbeitest?

Musik hören, entspannen, Zeit mit der Familie verbringen und Freunde treffen.

Was für Sport machst du gerne bzw. was ist dein Lieblingssport?

Mein Lieblingssport ist Fußball. Danach kommt gleich Langlauf. Im Frühling und Sommer fahre ich Skiroller. Was ich auch gern mag ist Radfahren.

Warst du schon immer sportlich engagiert?

Das auf jeden Fall.

Hast du dich auch schon in anderen Sportarten versucht?

Ja teilweise, bei Hockey. Aber ich bin bei Fußball und Langlauf hängen geblieben.

Wie hast du dich zum Sport begeistert?

Durch den Fußballverein aus dem Ort. Ich spielte seit ich sechs Jahre alt bin in einem Verein. Dort hat es mir gut gefallen.

Was motiviert dich?

Man kann alles erreichen. In Sport ist alles möglich. Was ich im Sport erlebe nehme ich mit in das Leben. Man hat Niederlagen und Siege gemeinsam mit anderen und schließt Freundschaften.

Wie entspannst du vor einen Wettkampf?

Ich höre Musik vor dem Wettkampf.

„Es ist alles möglich. Bei mir haben auch nicht viele Menschen daran geglaubt, dass ich Sport treiben und damit Erfolg haben kann.“

Was würdest Du einem jungen Sportler am Beginn seiner Karriere raten bzw. mit auf den Weg geben?

Er soll immer weiter machen, selbst mit einer Behinderung. Es ist alles möglich. Bei mir haben auch nicht viele Menschen daran geglaubt, dass ich Sport treiben und damit Erfolg haben kann. Ich habe es geschafft, weil ich immer an mich geglaubt habe. Es war sehr wichtig, dass mich meine Familie oder auch Menschen wie der Fritz (Friedrich Quien, Cheftrainer Landesauswahl Baden-Württemberg) immer unterstützt haben.

Was ist aus Deiner Sicht die größte Gefahr, die Profisportler beim Start in die Karriere bedenken sollten?

Es ist wichtig gelassen und bodenständig zu sein. Sich nicht unter Druck zu setzen und sich an den Sport heranzutasten.

Was war der Höhepunkt Deiner bisherigen Karriere?

Abu Dhabi 2019. Wir haben eine Bronzemedaille als Fußballteam gewonnen.

Was wäre bei einem Wettkampf der absolute Horror für Dich?

Ehrlich gesagt, mache ich mir da nicht so viele Gedanken. Ich gebe immer alles, alles andere habe ich nicht im Griff. Im Wettkampf bin ich gelassen und ruhig.

Was ist schon einmal bei einem Wettkampf schiefgelaufen?

Kann ich so nicht sagen. Ich bin bisher immer gut durchgekommen durch die Wettkämpfe.

Mit welchem Sportler würdest Du gerne einmal einen Tag tauschen?  

Oliver Kahn

Wer ist dein Vorbild?

Tobias Angerer und Erik Frenzel im Wintersport

Oliver Kahn im Fußball

Bist du mit der Wahrnehmung der Special Olympics in der Öffentlichkeit zufrieden?

Sehr zufrieden. Special Olympics sollte aber die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie Olympia. Es wäre schön wenn ich als Profisportler auch wie ein nicht behinderter Profisportler Geld verdienen könnte.

Mit dem Wissen von heute: was würdest Du rückblickend anders machen? 

Eigentlich nichts. Es ist besser gelaufen, wie gedacht. Ich bin sehr zufrieden und stolz wie alles gekommen ist.

Wie wünscht du dir eine inklusive Gesellschaft?

Nur der Charakter vom Menschen sollte zählen. Es sollte kein Unterschied gemacht werden, ob jemand behindert ist oder nicht. Ob jemand mehr Zeit braucht oder nicht. Es gibt Vorurteile, das ist schlecht und ein Hindernis. Wir Menschen mit Behinderungen werden insgesamt sehr unterschätzt.

Nur der Charakter vom Menschen sollte zählen. Es sollte kein Unterschied gemacht werden, ob jemand behindert ist oder nicht.

Was sind deine Ziele/Träume und Wünsche?

Meinen sportlichen Traum habe ich erreicht.

Mein Ziel ist es, das Beste aus dem Leben zu machen. Mein Wunsch ist es vielen Menschen zu helfen sowie anderen Menschen mit Behinderung meine Geschichte weiterzugeben und sie zu motivieren.

Vielen Dank für das Interview und das du so vielen Menschen ein Vorbild bist. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute für dich und deine sportliche Kariere.

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